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Tyto alba – Barn owl – Chouette effraie
Gewicht
300 – 400g
Lebensraum und Verbreitung
Die Zeiten, wo noch in fast jedem Dorf ein Schleiereulenpaar zu finden war, sind längst vorbei. Heute zählt sie bei uns zu den seltensten Vogelarten und gilt als vom Aussterben bedroht. Schätzungen gehen von nur noch 50 Paaren in ganz Österreich aus. Ihre bevorzugten Nistplätze liegen in Kirchtürmen, Scheunen, Schüttkästen, Ruinen und alten Baumhöhlen, diese sind jedoch sehr oft durch Renovierungen oder Abriss unzugänglich geworden. Zur Nahrungssuche benötigt sie offene Landschaften, Felder und Wiesen mit gutem Mäuseangebot nahe dem Brutplatz sowie die Möglichkeit, bei hoher Schneelage auch in den Höfen und Scheunen zu jagen. Nahrungsengpässe führen schnell zum Verhungern der Eulen, der zunehmende Autoverkehr und die Zerschneidung der Landschaft lassen auch den Schleiereulen nicht mehr viel Platz zum Überleben.
Gefährdung
Europaweit nicht gefährdet.
In Österreich vom Aussterben bedroht, die in Niederösterreich und Burgenland ihre einzigen Vorkommen Österreichs hat.
Nachdem die Schleiereule als Bewohner der Baumsteppen durch die Kulturtätigkeit des Menschen in ihrer Ausbreitung in Mitteleuropa wahrscheinlich begünstigt wurde, ist sie in den letzten Jahrzehnten deutlich seltener geworden.
Der Rückgang ist vor allem auf die Intensivierung dieser Kulturtätigkeit und Landnutzung in der jüngsten Geschichte zurückzuführen, die den Lebensraum und die Brutorte der Schleiereule negativ beeinflusst oder vernichtet haben.
Insbesondere die moderne Ackerbewirtschaftung hat über die Einschränkung der Lebensräume für Feld- und Wühlmäuse auch indirekt die Lebensräume für Schleiereulen eingeschränkt: Größere Feldmauspopulationen können unter diesen Bedingungen nicht mehr überleben. Zusammenhängende Ödlandstreifen, die Kleinsäugern ausreichend Lebensraum bieten, finden sich aufgrund der Flurbereinigungsmaßnahmen in vielen Gebieten heute nur noch entlang von Straßen. Schleiereulen nutzen diese deswegen bevorzugt als Jagdgebiet mit der Folge, dass Schleiereulen vermehrt zu Verkehrsopfern werden.
Perfekter Jäger in der Dunkelheit
Selbst unter den Eulen nimmt die Schleiereule eine Sonderstellung ein. Fast ausschließlich nachtaktiv, ist sie am besten auf die Jagd selbst bei völliger Dunkelheit eingestellt. Mithilfe ihres fantastisches Gehörs ortet sie präzise ihre Beutetiere. Der auffällige und namensgebende Gesichtsschleier wirkt wie ein Radarschirm und verbessert die Geräuschwahrnehmung. Ist ein Beutetier angepeilt, wird es durch blitzschnelles Zustoßen mit vorgestreckten Fängen erlegt. Da der Speiseplan der Schleiereule hauptsächlich aus Mäusen besteht, wird sie in manchen Ländern mit großem Erfolg zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt.
Die Schleiereule kommt als Brutvogel in vielen Regionen der Welt vor.
Alles retour
Die unverdaulichen Reste ihrer Nahrung – Haare, Knochen, Zähne – würgen die Eulen in Form von arttypischen Gewöllen wieder aus, im Durchschnitt eines pro Tag. Oft sind die rundlichen, mit einem schwarzen Überzug ausgestatteten Gewölle die einzigen Hinweise auf diese heimlichen Mitbewohner.
Flugakrobaten
Ihr Körperbau ermöglicht es der Schleiereule, akrobatische Flugmanöver auf engstem Raum zu vollbringen. Zusätzlich hat sie eine Karte der ihr vertrauten Umgebung in ihrem Kopf und kann so gewohnte Strecken fast im „Blindflug“ zurücklegen.
Um Gebäude vor Blitzschlag zu schützen nagelte man Schleiereulen an Scheunentore – angeblich wurde das Ritual mit lebenden Vögeln vollzogen.
Klasse
Vögel
Ordnung
Eulen (Strigiformes)
Familie
Schleiereulen (Tytonidae)
Fortpflanzung
Einzigartig ist auch das Fortpflanzungsverhalten der Schleiereule, das sich ganz nach der vorhandenen Nahrung richtet. Bei reichlich gedecktem Tisch können bis zu 16 Eier gelegt werden, und oft folgt eine zweite Brut.
In mageren Jahren kann jedoch auch ganz auf Nachwuchs verzichtet werden. Anscheinend zeigt das Männchen dem Weibchen über die Paarungshäufigkeit, ob es ein gutes oder schlechtes Jahr ist – Kommunikation auf Schleiereulen-Art.
Nur 40% der Jungen überleben das erste Jahr, und auch dann werden die meisten kaum älter als 2-3 Jahre. Zusätzlich kommt es in strengen Wintern mit geringem Nahrungsangebot immer wieder zu gravierenden Bestandseinbrüchen